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Informationen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
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1. Herr Jesus, wenn ich noch etwas auf dieser Erde vollenden soll, so lasse es mich noch vollenden. Wenn es aber vollendet sein wird, dann Lass mich freudig mit dem seligen Simeon singen: 'Nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren.' Wenn du aber vor Beendigung meiner letzten Arbeiten mein Leben beenden willst, dann will ich auch damit zufrieden sein. Für meinen Ausgang aus dem Leben will ich mir das Wort des heidnischen Philosophen zu eigen machen: 'Jetzt habe ich nichts mehr vorzubereiten als mich.' Lass mich nicht unvorbereitet Abschied nehmen, wie leider die meisten Sterblichen.
Ich will aber von deiner Barmherzigkeit singen in Ewigkeit. Du hast mich dem Tode entrissen, du tust mir kund die Wege des Lebens. Amen.
2. Mein Gott, ich weiß, dass du mich liebst. Mein Leben und mein Sterben liegen in deinen Händen. So wie du es fügst, wird es gut sein für mich. Hilf mir, täglich bereit zu sein, wenn du mich rufst. Lass mich versöhnt mit dir sterben, in der Hoffnung, dass du mir alles zum Guten wendest. Amen.
3. Lieber Gott, es geht mir schlecht, und ich bin froh, wenn alles vorbei ist. Aber der Abschied tut trotzdem weh. Ich muss Menschen loslassen, die ich liebe, und Dinge, an denen mein Herz hängt. Bitte, kümmere dich um sie. Lass auch mich nicht allein und begleite mich in den Tod. Amen.
Mensch-Sein heißt Grenzen erfahren - Grenzen eigener Gesundheit, Lebenskraft und Lebenszeit. Krankheit, Sterben und Tod gehören zum Leben. Das sind Erfahrungen, die keinem erspart bleiben. Es hängt darum viel für unser Leben und sein Gelingen davon ab, ob und wie wir die Erfahrung von Vergänglichkeit und Tod in unser Leben einbeziehen und bewältigen. Wir leben unser Leben bewußter und besser, wenn wir es so leben, wie es ist: befristet.
Die Menschen der Bibel stellen sich den schmerzlichen und leidvollen Erfahrungen. Sie leben mit ihnen - nicht gegen sie. Ihr Lob und ihre Klage gelten darum Gott, dem Liebhaber des Lebens, dem Herrn über Leben und Tod. Sie rechnen mit seiner Gegenwart und Begleitung auch im Sterben und Tod. Gott hat an unserem begrenzten Leben teilgenommen; er ist Mensch geworden. Jesus Christus hat sich Kranken und Sterbenden zugewandt. Er hat selbst einen qualvollen Tod erlitten. Dieser Jesus Christus ist von den Toten auferstanden. Seitdem haben Vergänglichkeit, Sterben und Tod nicht mehr das letzte Wort. Die Toten werden auferstehen. Die Botschaft Jesu von Gottes Liebe ist wahr - auch angesichts von Vergänglichkeit und Tod.
Sich auf das Sterben vorbereiten, kann heißen: rechtzeitig seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Martin Luther schreibt dazu: "Dieweil der Tod ein Abschied ist von dieser Welt und allen ihren Händeln, ist not, dass der Mensch sein zeitlich Gut ordentlich verschaffe, wie es damit werden soll oder er es gedenkt zu ordnen, dass nicht bleibe nach seinem Tod Ursach zu Zank." Dazu gehört für Luther auch, Beziehungen zu klären, um Verzeihung zu bitten und selbst zu verzeihen: "Dass man auch geistlich Abschied nehme; das ist: Man vergebe freundlich und lauter um Gottes willen allen Menschen, die uns beleidigt haben, wiederum auch begehre man Vergebung um Gottes willen von allen Menschen, deren wir viel ohne Zweifel beleidigt haben, damit die Seele nicht behaftet bleibe mit irgend einem Handel auf Erden."
Die wesentliche Vorbereitung auf das Sterben liegt für Luther aber darin, Gewissheit zu schöpfen: Das Sterben ist eine neue Geburt. Wie eine Geburt ist es mit Angst und Leiden verbunden, aber es führt in ein neues Leben. In der Todesangst sollen wir nicht auf Fehler und Versäumtes schauen, sondern uns das Bild des gekreuzigten Jesus Christus vor Augen halten. Er hat selbst Todesangst ausgestanden und qualvolle Schmerzen erlitten. Er hat alle Schuld auf sich genommen und uns mit Gott versöhnt. Er ist von den Toten auferstanden. Nichts kann uns mehr von der Liebe Gottes trennen, auch nicht der Tod. Die Erinnerung an die Taufe und die Feier des Heiligen Abendmahles können dieses Vertrauen bestärken.
Schwere Krankheiten und körperlicher Verfall können das Leben nahezu unerträglich machen. Gott weicht der Verzweiflung und der Klage nicht aus. Die Psalmen der Bibel und die Gebete von Menschen, die ihren Schmerz Gott ins Gesicht geschrien haben, sind eine Ermutigung, selbst so zu beten.
Sterbende zu begleiten gehört zu den wesentlichen Aufgaben der christlichen Gemeinde. Die Liebe zu einem Menschen und die Achtung vor der Menschenwürde fordern, dass niemand einsam sterben muss, dass Schmerzen und Beschwerden gelindert werden, dass die letzten Dinge geklärt werden können und dass Raum für Sinn- und Glaubensfragen angeboten wird.
Es ist ganz verständlich, dass Menschen Angst vor dem Tod und vor der Begegnung mit Sterbenden haben. Für viele ist es schwer auszuhalten, einen Menschen verfallen zu sehen, die eigene Hilflosigkeit zu erleben und die Endgültigkeit des Todes anzunehmen. In einer solchen Situation kann dennoch viel getan werden:
Ein Mensch, der stirbt, soll spüren, dass jemand bei ihm ist. Das geschieht in einfachen Zeichen der Zuwendung, in freundlichen Worten und liebevollen Gesten.
Sterbende haben oft eine Ahnung von ihrer Situation. Sie wollen nicht getäuscht werden. Um miteinander über die Wahrheit sprechen zu können, bedarf es eines längeren Weges. Es kommt darauf an, für ausgesprochene und unausgesprochene Signale des Sterbenden empfänglich zu sein.
Dazu gehören Psalmen (Psalm 23, siehe ; Psalm 73), bekannte Liedstrophen (Befiehl du deine Wege, ; So nimm denn meine Hände, ; Wenn ich einmal soll scheiden, ), das Vaterunser.
Geben Schwerkranke und Sterbende den Wunsch nach dem Heiligen Abendmahl zu erkennen, soll eine Pfarrerin, ein Pfarrer benachrichtigt werden. Die Feier des Abendmahls am Sterbebett kann für alle Familienmitglieder eine gesegnete Stunde werden, in der sie die Gemeinschaft untereinander erfahren, entlastet und getröstet werden.
Es segne dich Gott, der Vater, der dich nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Es segne dich Gott, der Sohn, der dich durch sein Leiden und Sterben erlöst hat. Es segne dich Gott, der Heilige Geist, der dich zum Leben gerufen und geheiligt hat. Gott der Vater und der Sohn und der Heilige Geist geleite dich durch das Dunkel des Todes. Er sei dir gnädig im Gericht und gebe dir Frieden und ewiges Leben.
Eine Kerze anzuzünden, ist Ausdruck des Glaubens an den auferstandenen Herrn Jesus Christus. Er ist Licht und Hoffnung, jetzt und in der Stunde des Todes.
Bei Sterben und Tod haben Schmerz, Klage, Weinen und Erschütterung ihr Recht. Wenn der Tod eingetreten ist, können sich auch Erleichterung und ein Gefühl des Friedens einstellen.
Es ist Zeichen des endgültigen Abschiedes vom Leben und Ausdruck des Respektes vor den Toten, wenn Angehörige oder Freunde ihnen die Hände über der Brust falten und ihnen die Augen schließen.
Wir wollen Abschied nehmen von (Name) und bedenken, was uns mit ihr/ihm verbindet. Wer sie/ihn lieb gehabt und geachtet hat, der trage diese Liebe und Achtung weiter. Wen sie/er lieb gehabt hat, der danke ihr/ihm alle Liebe. Wer ihr/ihm etwas schuldig geblieben ist an solcher Liebe, in Worten und Taten, der bitte Gott um Vergebung. Und wem sie/er weh getan haben sollte, der verzeihe ihr/ihm, wie Gott uns vergibt, wenn wir ihn darum bitten. So nehmen wir Abschied mit Dank für alles Gewesene und im Frieden.
Bevor der Leichnam abgeholt wird, kann von den Angehörigen oder Geistlichen eine Aussegnung gehalten werden.
Hier ein möglicher Ablauf:
Beginn
Der Friede Gottes sei mit uns allen. Amen.
Biblisches Votum
Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir dem Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei.
Gebet
Herr, unser Gott, dein sind wir im Leben und im Sterben. Du hast durch Jesus Christus dem Tod die Macht genommen. Wir bitten dich: Sei in dieser schweren Stunde bei uns mit deinem Trost und deiner Gnade. Amen. Zum Verstorbenen gewandt: Der allmächtige Gott erbarme sich deiner. Er sei dir gnädig und nehme dich auf in sein ewiges Reich. Amen.
Lesung
Persönliches Wort, Gespräch oder Stille
Lied
Segen
Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Normalerweise findet eine Trauerfeier in der Trauerhalle oder der Kirche mit anschließender Bestattung statt. Andere Bestattungsformen sind auch möglich, bedürfen aber einer vorherigen Absprache und Begründung
Im Folgenden ein beispielhafter Ablauf solch einer Trauerfeiern (hier mit anschließender Erdbestattung)
Orgelvorspiel
Eingangslied (kann aber auch auf Wunsch wegfallen)
z.B. Jesu geh vor an (EG 391) oder So nimm denn meine Hände (EG 376)
Votum und Begrüßung
Psalmgebet
Schriftwort
Ansprache
Lied (kann auch durch ein Orgelstück ersetzt werden)
Fürbitte
Einladung zum Gang ans Grab
Orgelnachspiel
Votum
Lobspruch
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir trösten können, die da sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. (2 Kor 1,3.4)
Bestattungsakt
Nachdem es dem allmächtigen Gott gefallen hat, unseren Bruder / Schwester N.N. aus diesem Leben abzurufen, so befehlen wir ihn / sie der Gnade Gottes an und legen seinen Leib in Gottes Acker:
Erde zur Erde, Asche zur Asche, Staub zum Staube.
Unsere Hoffnung steht auf Jesus Christus unserm Herrn, welcher spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.
Darum bekennen wir mit dem Apostel Paulus: Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Amen.
Vaterunser
Abkündigung
Segen
Im Sterbefall ist unverzüglich ein Arzt zur Feststellung des Todes und der Todesursache zu verständigen. Er stellt die Todesbescheinigung aus.
Der Sterbefall ist bei einem Standesamt anzuzeigen, dort wird die Sterbeurkunde ausgestellt. In der Regel wird ein Bestattungsunternehmen eigener Wahl beigezogen. Das zuständige Pfarramt ist zu benachrichtigen, ein Gespräch mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer zu vereinbaren, um die notwendigen Formalitäten zu erledigen. Mit dem Pfarramt, der Friedhofsverwaltung und dem Bestattungsunternehmen werden Termin und Art der Bestattung festgelegt und der Grabplatz gewählt.
Die kirchliche Bestattung ist ein Gottesdienst der Gemeinde. Sie kann in der Regel nur Angehörigen der evangelischen Kirche gewährt werden. Ungetaufte Kinder evangelischer Eltern, frühverstorbene Kinder, bei denen die Taufe nicht mehr möglich war, und Totgeborene haben ein Anrecht darauf, kirchlich bestattet zu werden.
Wünschen die Angehörigen von Verstorbenen, die nicht Mitglied der Kirche waren, die kirchliche Bestattung, so soll dieser Wunsch ausführlich mit der Pfarrerin, dem Pfarrer besprochen werden. Die Entscheidung eines Menschen, der Kirche nicht angehören zu wollen, muss ernst genommen werden. Andererseits soll der Wunsch der Angehörigen nach biblischer Verkündigung, Fürbitte und Begleitung respektiert werden. Diese Spannung kann nur gemeinsam aufgelöst werden. Ist eine kirchliche Bestattung nicht möglich, kann eine andere Form der kirchlichen Begleitung gefunden werden.
Sie sagt viel über die Beziehung zum Verstorbenen. In der Traueranzeige drückt sich auch die eigene Sicht des Lebens und des Todes aus; dazu gehört für Christen das Zeichen des Kreuzes und ein biblisches Wort.
Die Wiederkehr des Todestages regt dazu an, im Sonntagsgottesdienst der Verstorbenen und ihrer Angehörigen zu gedenken, zum Beispiel am Ewigkeitssonntag und am letzten Tag des Kalenderjahres. Das Totengedenken wird die Bitterkeit des Sterbens und des Todes nicht verschweigen und gleichzeitig der Hoffnung auf die Totenerweckung Ausdruck verleihen.
Das persönliche Gedenken kann den gemeinsamen Gang zum Grab, das Niederlegen von Blumen und ein Gebet mit einschließen.
Ein Großteil der Texte dieser Seite stammt aus dem Evangelischen Gesangbuch. Ausgabe für Bayern und Thüringen